Beim Grünen Star (Glaukom) besteht ein Ungleichgewicht zwischen dem Augendruck (Intraokulardruck) und der Durchblutung des Sehnervens. Dabei gehen die Sehnervenfasern langsam zugrunde ohne, dass dies bemerkt wird. Durch die Senkung des Augendruckes kann dieser Prozess angehalten aber nicht rückgängig gemacht werden.
Das Kammerwasser wird vom Ziliarkörper auf der Rückseite der Iris gebildet und fliesst an der natürlichen Linse vorbei durch die Pupille in die Vorderkammer. Dort fliesst es im Kammerwinkel zwischen Iris und Hornhaut ab und gelangt über kleine Venen wieder in den Blutkreislauf.
Bei den häufigsten Glaukomtypen ist dieser Abfluss reduziert, was unterschiedliche Ursachen haben kann. Das Kammerwasser wird zurückgestaut und der Augeninnendruck nimmt zu. Dies führ schlussendlich dazu, dass die Durchblutung der Nervenfasern im Bereich des Sehnerven beeinträchtigt wird
Unbehandelt führt der Grüne Star erst zu Gesichtsfeldausfällen, dann bis zu vollständiger Erblindung.
Je früher ein Glaukom festgestellt wird umso besser können bleibende Schäden abgewandt werden und umso besser ist die Prognose. Als Risikofaktoren stehen das Alter und die familiäre Belastung im Vordergrund. Verwandte ersten Grades (Eltern oder Geschwister) von Menschen mit Glaukomerkrankung sollten sich ab 40 mindestens alle drei, ab 55 alle zwei und ab 65 jährlich augenärztlich untersuchen lassen. Abhängig von der individuellen Risikolage und von der Ausprägung des Glaukoms können auch engmaschigere Kontrollen nötig sein.
Bei Routineuntersuchungen (Screening) reichen die sogenannte Biomikroskopie und die Augendruckmessung aus um erste Zeichen eines Glaukomes zu entdecken. Diese Untersuchungen gehören zur allgemeinen augenärztlichen Untersuchung. Bei der Biomikroskopie schaut der Augenarzt mit einem Mikroskop durch eine Linse ins Innere des Auges und beurteilt die Netzhaut, die Gefässe und den Sehnerven nach Auffälligkeiten. Vor der Augendruckmessung wird die Augenoberfläche mit einem Betäubungstropfen unempfindlich gemacht. Ein sogenanntes Tonometer misst über einen kleinen Glaszylinder durch Berührung der Hornhaut den Augeninnendruck.
Um Verletzungen an der Hornhaut zu vermeiden sollten die Augen nach der Messung nicht gerieben werden.
Sobald der Sehnerv auffällig ausgehöhlt (exkaviert) ist oder der Augendruck über dem Normalbereich (11 bis 21 mmHg) liegt sind aufwendigere Untersuchungsmethoden angezeigt:
Mit hochpräzisen Laserstrahlen werden die Nervenfasern im Bereich des Sehnerven abgetastet und am Bildschirm graphisch dargestellt. Bei der allerersten sogenannten Baseline-Messung wird die Dicke der Sehnervenfasern mit der "Normalbevölkerung" verglichen.
Unten links im Bild werden die Faserdicken an der jeweiligen Stelle des Sehnerven mit der Normalbevölkerung verglichen. Grün bedeutet, dass die Werte der Norm entsprechen, gelb ist unterdurchschnittlich.
Bei rot besteht mit grösster Wahrscheinlichkeit schon ein glaukomspezifische Defekt. Da die Sehnerven, die zugrunde gegangen nicht repariert werden können ist es umso wichtiger ein Voranschreiten eines Defektes frühzeitig zu erkennen. Dazu werden die OCT-Messungen alle drei bis sechs Monate wiederholt und miteinander verglichen. Zeichnet sich eine Abnahme der Nervenfaserschichtdicke über mehrere Messungen ab kann davon ausgegangen werden, dass ein Glaukom besteht und der Augendruck sollten mit Medikamenten oder mit Laser abgesenkt werden.
Während bei dünnen Hornhä die Augendruckmessung fälschlicherweise tiefere Werte ergeben, fallen die Augendrucke bei dickeren Hornhäuten eher höher aus als sie in Wirklichkeit wären. Mittels präziser Hornhautdickenmessung und Nomogramm kann der wahre Innendruck des Auges abgeschätz und somit das Risiko für eine fortschreitende Glaukomerkrankung beurteilt werden.
Schäden an den Fasern des Sehnerven (z.B. durch ein Glaukom) führen ab einem gewissen Ausmass zu Gesichtsfelddefekten. Durch die Untersuchung des Gesichtsfeldes können also funktionelle Glaukomschäden dargestellt werden. Vor allem im fortgeschrittenen Stadium sind Gesichtsfelduntersuchungen notwendig um ein weiteres fortschreiten des grünen Stars zu erkennen.
Der Patient sitzt in einem abgedunkelten Raum und schaut auf einen zentralen Fixierpunkt in einer grossen weissen Halbkugel. In unterschiedlicher zeitlicher Abfolge werden weitere Punkte an verschiedenen Stellen in der Halbkugel eingeblendet. Ohne vom Fixierpunkt wegzuschauen soll der Patient sofort einen Knopfdrücken um kund zu tun, dass er den Punkt wahrnehmen konnte. So wird eine Karte erstellt, die das Gesichtsfeld des Patienten widerspiegelt.
Die zwei Kreise stellen jeweils das Gesichtsfeld vom linken (links) und vom rechten Auge (rechts) dar. Dunkle Areale entsprechen Gesichtsfeldausfällen, d.h. dort sieht der Patient nichts. Im Gegensatz zu der Pachymetrie und zur OCT-Messung handelt es sich bei der Gesichtsfelduntersuchung um eine subjektive Messung, wobei auch die Aufmerksamkeit des Patienten und Übung eine Rolle spielen.
Zu Beginn der Erkrankung werden meist abnormale Augendrucke und/oder erste Auffälligkeiten am Sehnerven erkannt. Innerhalb von drei bis sechs Monaten wird erneut nachgemessen und mit den ersten Werten verglichen. Sobald sich eine Verschlechterung abzeichnet spricht man von einer Glaukom-Progression und die ersten Schritte der Behandlung werden mit dem Augenarzt besprochen:
Falls die konservativen augendrucksenkenden Methoden nicht ausreichen um das Fortschreiten des grünen Stars zu stoppen sind chirurgische Verfahren angezeigt: