12.5.2024
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Diabetische Retinopathie

Die diabetische Retinopathie kann eine Sehverminderung auslösen und bis zur Erblindung führen. Eine frühzeitige Diagnosestellung und Behandlung kann dies verhindern. Folglich sollten Menschen mit Diabetes jährliche augenärztliche Untersuchungen durchführen lassen.

Dr. Valéry Vinzent Wittwer

Was bedeutet Diabetes Mellitus?

Diabetes, umgangssprachlich als "Zuckerkrankheit" bekannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die sich in einer erhöhten Konzentration von Zucker im Blut äussert. Unbehandelt führt dies über längere Zeit zu Folgeerkrankungen am Blutgefässs- und Nervensystem.
In der Schweiz ist ungefähr eine halbe Million Menschen davon betroffen.

Was bedeutet diabetische Retinopathie?

Durch Diabetes Mellitus entstehen Schäden an den kleinsten Gefässen von Organen, unter anderem auch in der Netzhaut des Auges. Zu Beginn stellt sich in der Regel eine sogenannte nicht-proliferative diabetische Retinopathie ein, die später zu einer proliferativen diabetischen Retinopathie führen kann.

Wie entsteht diabetische Retinopathie?

Feine Blutkapillaren der Netzhaut können sich verschliessen und danach zu Blutungen, Leckage von Flüssigkeit und Sauerstoffmangel der umgebenden Netzhaut führen.

Links: normale Netzhaut
Rechts: Netzhaut mit diabetischer Retinopathie, Blutungen und Makulaödem

Die Unterversorgte Netzhaut produziert einen Botenstoff (VEGF), welcher die Gefässe durchlässiger macht und die Bildung neuer Gefässe in der Netzhaut verursacht. So entsteht das Diabetische Makulaödem, das zu einer Netzhautschwellung, unter anderem im Bereich der Makula, führt. Dies hat eine deutliche Verminderung des Sehens zur Folge und kann mit einer sogenannten OCT-Untersuchung (Optical coherence tomography) dargestellt werden.

Makula mit diabetischem Makulaödem (schwarze Zysten in den Netzhautschichten)

Was sind die Symptome einer diabetischen Retinopathie?

Zu Beginn der Erkrankung zeigen sich meist noch keinerlei Symptome. Einige Patienten klagen über schlechtes Sehen, das kommen und gehen kann. Dies kann häufig dadurch entstehe, dass die Linse des Auges durch die schwankende Blutzuckerwerte an und abschwillt.
Später können bleibende Verschwommensehen durch ein Makulaödem oder das sehen von Schatten durch Blutungen im Auge vorkommen.

Was sind andere Folgen von Diabetes am Auge?

  • Neovaskularisationsglaukom: Durch die Bildung neuer Gefässe kann der Abfluss des Kammerwassers im Auge verlegt werden, was zu einem Anstieg des Augeninnendruckes führt. Dies kann zu Schäden am Sehnerven führen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Eine Erblindung kann daraus resultieren.
  • Netzhautablösung: Durch die diabetische Retinopathie können Vernarbungen im Bereich der Netzhaut entstehen, die zu einer Netzhautablösung führen können was wiederum zu einer Erblindung führen kann.

Habe ich ein Risiko an diabetischer Retinopathe zu erkranken?

Ungefähr die hälfte aller Menschen, die an diabetes Leiden entwickeln irgendwann eine diabetische Retinopathie. Frauen mit bekanntem Diabetes haben bei der Schwangerschaft ein deutlich erhöhtes Risiko an diabetischer Retinopathie zu erkranken.
Jährliche augenärztliche Untersuchungen ermöglichen eine frühzeitige Diagnosestellung und somit eine effektivere Behandlung mit langfristig besserer Prognose.

Welche augenärztlichen Untersuchungen werden bei Diabetikern durchgeführt?

Die Augen werden am Mikroskop genau untersucht, der Augendruck gemessen und ggf. muss die Pupille erweitert werden um Blutungen in der Peripherie der Netzhautperipherie zu erkennen. Meist werden Fotograpghien der Netzhaut zur Dokumentation gemacht.
Bei Verdacht auf ein diabetisches Makulaödem wird eine OCT-Untersuchung durchgeführt.
Bei Verdacht auf eine fortgeschrittene diabetische Retinopathie wird eine Fluoreszenzangiographie gemacht. Dabei wird Fluoreszein (ein Farbstoff) in die Vene am Arm gespritzt. Mit einer speziellen Kamera wird festgehalten wie sich die Gefässe mit Blut füllen resp. lecken oder ob es Netzhautareale gibt, die nicht oder reduziert durchblutet werden.

1. Makula mit Leckage
2. Sehnerv mit Leckage
3. Netzhautvene
4. Netzhautarterie
5. Periphere Netzhautareale mit verminderter Durchblutung
6. Periphere Leckagen resp. Neovaskularisationen (Gefässneubildung)

Was kann ich gegen die Entstehung einer diabetischen Retinopathie unternehmen?

Am effektivsten ist es den Blutzucker im gesunden Bereich zu halten. Dies kann durch regelmässige sportliche Betätigung , gesundes Essen und strickte Befolgung der Instruktionen des Diabetologen.
Dazu kommt die Einstellung von Blutdruck und Blutfettwerte durch den Hausarzt.

Wie wird diabetische Retinopathie behandelt?

Bei Krankheitsbeginn muss in der Regel noch keine Behandlung erfolgen, regelmässige augenärzliche Kontrollen sind hier wichtig um bei Bedarf rechtzeitig zu behandeln.

  • Intravitreale Injektionen mit anti-VEGF binden den VEGF-Botenstoff und können das Fortschreiten einer diabetischen Retinopathie verhindern oder abbremsen
Intravitreale Injektion
1. Lidhalter
2. Spritze mit Anti-VEGF
3. Glaskörperraum
4. Makula
  • Durch Laserbehandlung können Netzhautareale mit verminderter Durchblutung davon abgehalten werden den Botenstoff VEGF auszuschütten.
Panretinale Laserkoagulation
1. Makula
2. Sehnerv
3. Netzhautarterie
4. Netzhautvene
5. Laserherde in der Peripherie der Netzhaut