18.7.2024
Lesezeit:
8 Minuten

Glaskörperabhebung

Blitze, schwarze Punkte und grauer Schleier im Gesichtsfeld

Dr. Valéry Vinzent Wittwer

Meist erst in der zweiten Lebenshälfte hebt sich der Glaskörper von der Netzhaut ab und löst das Sehen von Blitzen und "schwarzen Punkten" aus. Eine eingehende Netzhautuntersuchung mit erweiterten Pupillen ist von grosser Wichtigkeit um Netzhautforamina (Netzhautlöcher) und Risse auszuschliessen. Diese können unbehandelt zu einer Netzhautablösung führen. Eine notfallmässige Laserbehandlung kann die Läsion verschliessen und so eine folgenschwere Netzhautablösung verhindern. 

Was versteht man unter Glaskörper?

Der Glaskörper ist eine gelartige Masse, die den Raum zwischen Linse und Netzhaut ausfüllt und aus Wasser, Kollagenfasern und Hyaluronsäure besteht. In der ersten Lebenshälfte ist der Glaskörper klar, durchsichtig und liegt dicht an der Netzhaut an.

Glaskörper im Jugendalter
1. Glaskörper prall
2. Netzhaut
3. Sehnerv
4. Lederhaut (Sklera)

Wie entsteht eine Glaskörperabhebung und wie äußert sie sich?

Durch den natürlichen Alterungsprozess, meist in der zweiten Lebenshälfte oder seltener durch Augenverletzungen kommt es zu einer Verflüssigung des Glaskörpers. Dabei hebt sich der hintere Teil des Glaskörpers von der Netzhaut ab und Kollagenfasern im Glaskörper kondensieren zu Bindegewebsknäuel. Diese Knäuel werden als schwebende schwarze Punkte, Spinnwaben oder gräuliche Schwaden im Gesichtsfeld wahrgenommen und stören besonders beim Blick auf helle, einfarbige Flächen.

Glaskörperabhebung
1. Glaskörper abgehoben
2. Glaskörper anliegend
3. Glaskörperdestruktionen
4. Netzhaut
5. Sehnerv
6. Ledernahaut (Sklera)

Wie entsteht ein Netzhautriss?

Durch die Glaskörperabhebung entsteht Zug auf der Netzhaut an denjenigen Stellen, wo der Glaskörper noch anliegt. Dies kann zu Entladungsstörungen der Nervenzellen und somit zur Wahrnehmung von Blitzen führen. Weiter kann es sogar zu einem Riss in der Netzhaut kommen, der unbehandelt zu einer Netzhautablösung führen kann.

Netzhautriss
1. Glaskörper abgehoben
2. Netzhaut anliegend
3. Netzhautriss
4. Glaskörperdestruktionen

Netzhautriss (Fuduskopisch)
1. Netzhaut
2. Netzhautriss
3. Makula

Nach durchschnittlich sechs bis 18 Monaten ist der Glaskörper vollständig abgehoben und das Risiko für eine Netzhautablösung nimmt wieder ab. Bis dahin werden regelmässige augenärztliche Kontrollen empfohlen.

Falls sich zwischenzeitlich Symptome wie das Sehen von schwarzen Punkten oder Blitzen abrupt verstärken, spricht dies für ein Fortschreiten der Glaskörperabhebung. Eine notfallmässige, augenärztliche Kontrolle am selben oder am Folgetag ist angezeigt um ein neu entstandenes Netzhautloch auszuschliessen. 

Wie wird ein Netzhautriss behandelt?

Wird ein Riss in der Netzhaut rechtzeitig entdeckt kann er mit dem Argonlaser behandelt werden. Dabei wird ein Kontaktglas vorsichtig auf die Hornhaut gesetzt. Der Laserstrahl wird im Kontaktglas mit einem Spiegel in Richtung Netzhautriss geleitet und «verbrennt» dort punktuell das Netzhautgewebe.

Netzhautlaser
1. Kontaktglas
2. Laserstrahl
3. Spiegel zur Umlenkung des Laserstrahls
4. Netzhautriss
5. Laserherde
Netzhautriss nach Laserbehandlung (Funduskopisch)
1. Netzhaut
2. Netzhautriss mit Laserspots
3. Makula

Was muss ich nach der Argonlaserbehandlung beachten?

Nach ungefähr einer Woche vernarben die Laserherde und die Netzhaut verbindet sich fest mit dem darunterliegenden Gewebe. Bis dahin sollten schnelle Augenbewegungen wie zum Beispiel Lesen vermieden werden. Falls notwendig wird für diese Zeiteine Arbeitsunfähigkeit attestiert. Fernsehschauen auf vier bis fünf Meter Distanz ist kein Problem, da sich die Augen dabei kaum bewegen.

Wie kommt es zu einer Netzhautablösung?

Netzhautrisse oder Löcher, die nicht oder zu spät entdeckt werden, bergen ein hohes Risiko für die Entstehung einer Netzhautablösung. Dabei gelangt Flüssigkeit aus dem Glaskörperraum hinter die Netzhaut, was zu einer bleibenden Schädigung der Nervenzellen führt.

Netzhautablösung
1. Netzhautriss
2. Ablösung der Netzhaut
3. Makula mit noch anliegender Netzhaut

Solange die zentrale Netzhaut mit der sogenannten Makula nicht betroffen ist, bestehen gute Chancen, dass der Patient nach einer Netzhautoperation wieder klar sehen kann. Entsprechend werden Netzhautablösungen bei denen die Makula noch nicht abgelöst ist mit Priorität am selben Tag oder am nächsten Morgen operiert.

Sogenannte Makula-Off-Situationen, bei denen die Makula hingegen schon abgelöst ist erreichen nach der operativen Versorgung im Durchschnitt lediglich eine Sehschärfe von 40-50% und müssen deshalb nicht prioritär behandelt werden.

Wie wird eine Netzhautablösung chirurgisch versorgt?

Der Glaskörper wird vollständig aus dem Auge entfernt (Vitrektomie). Danach wird Gas in das Auge gefüllt, um die Netzhaut wieder zum Anliegen zu bringen. Läsionen der Netzhaut werden mittels Vereisung oder mit dem Laser versiegelt. Diese Operation findet in der Regel stationär statt, wir überweisen Sie bei Bedarf an eine Klinik die über eine Bettenstation verfügt.

Was kann ich gegen diese schwarzen Schwebeteilchen unternehmen?

Die "Mouches Volantes" oder "Floaters" sind kondensierte Bestandteile des Glaskörpers und können jeweils zu- oder abnehmen. Die Behandlung von solchen Glaskörpertrübungen ist sehr limitiert und sollte erst bei entsprechendem Leidensdruck evaluiert werden.

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